Was mich wirklich aufregt…

Stuhlproben von Mitarbeitern der WGM sind in deinem Land nicht verfügbar.

Es gab eine Zeit, da hatte das Urheberrecht etwas mit dem Urheber zu tun. Demjenigen also, der sich die Mühe gemacht hat, irgendwas zum allerersten Mal aus der Versenkung der kollektiv-kognitiven Ursuppe zu heben, die wir Menschen gerne Geist nennen. Und da unser gesellschaftliches Betriebssystem ein wenig monothematisch daherkommt, muss man das Ergebnis dieses Emporhebens Eigentum nennen, damit man es kapitalisieren kann. So können wir scheinbar die Rechte an unserem geistigen Eigentum verschachern, damit andere Leute damit Handel treiben können.

Nun können aber diejenigen, denen geistiges Eigentum, von wem auch immer, gehört, Teile davon weiter verschachern, wie zum extrem unguten Beispiel die Distributionsrechte. Dieses gar lustige Geschachere hatte unlängst (vor einigen Jahren) dazu geführt, dass die Möglichkeit im Raum stand, man würde „Der kleine Hobbit“ nicht verfilmen können, weil Film- und Distributionsrechte bei unterschiedlichen Parteien lagen, mit denen selbst die Verwalter der Urheberrechte nicht über Kompromisse verhandeln hätten können, wenn sie es gewollt hätten. Wollten sie auch nicht, was aus deren Perspektive vermutlich das Vernünftigste war, was sie tun konnten. Mittlerweile sind diese Wirrungen gelöst und das Projekt ist bereits in die Phase der Dreharbeiten eingetreten, worüber eine wunderbare Fanseite namens theonering.net multimedial berichtet – unter Anderem mit einer wöchentlich ausgestrahlten Episode einer Sendung namens Hobbit in 5, wo in 5 Minuten von einer jungen Dame namens Rebekah Platt für alle Fans die neuesten Ereignisse zusammengefasst werden.

Für alle Fans? Nun, nicht ganz. Hier in Deutschland dürfen wir das nicht gucken. Wir dürfen alle Zusammenfassungen lesen, über die neuesten Ereignisse mitdiskutieren und unsere Meinung zu allen möglichen und unmöglichen Gerüchten abgeben, sogar zu der Sendung. Aber gucken dürfen wir sie nicht.

Auf Nachfrage bei theonering.net erhielt ich zunächst die Antwort, man könne sich das nicht erklären. Die zweite Nachfrage provozierte eine Replik, die lautete, es scheine da so ein komisches Gesetz in Deutschland zu geben, welches die Ausstrahlung verhindere.

Und siehe da: heute durfte ich mir ein Video nicht anschauen, in welchem Leonard Nimoy dem Dude Tribut zollt. Das, mit Verlaub, kotzt mich massiv an. Was soll diese ganze Internet-Nummer, wenn irgendwelche Schurkenstaaten wie Deutschland die Inhalte kontrollieren können. Inhalte, die in anderen Ländern, zu denen vermutlich auch China zählt, legal und kostenlos beglotzt werden können? „Dieses Video enthält Content von WMG. Es ist in deinem Land nicht verfügbar.“ Der ganze Scheiß-Content von WMG, der um das Video herum besprochen wird ist in meinem Land verfügbar, aber das Video selber nicht? Weil es Content von WGM enthält? Stuhlproben des Aufsichtsrats womöglich?

Liebe Gesetzgeber, ich mache es hiermit amtlich: Ihr habt dermaßen schwerwiegend einen an der Waffel, dass man schwachsinnig Euch zu nennen sich tunlichst verkneifen sollte, aus Angst vor Repressionen, die Ihr scheinbar in anderen Ländern der Welt ganz scheußlich findet. Aber am Tatbestand ändert dies wahrlich nicht das Geringste!

PS: Seit Episode 20 kann man Hobbit in 5 scheinbar wieder in Deutschland sehen. Schnell gucken, bevor es jemandem auffällt.


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Kommentare

3 Antworten zu „Was mich wirklich aufregt…“

  1. Steffi

    Hi,

    finde deinen Text echt gut.
    Du hast da wirklichen einen guten Punkt, den ich auch nicht verstehe.
    (Nur so btw: Ich fand deine Einleitung schwächer als den Rest des Textes.
    Wäre glaub ich besser, gleich mit dem eigentlichen Punkt anzusetzen…)
    Bin gerade in England und hier hab ich das Problem umgekehrt:
    Ich kann keinen Kontent von deutschen Sendern gucken, weil das von denen
    offenbar gesperrt ist. Total dumm.

  2. lao_tse

    Vielen Dank. Hätte ich den Text überarbeitet, wäre die Einleitung die erste Baustelle gewesen – insofern verstehe ich den Einwand 😉

  3. […] Was mich wirklich aufregt… | mondspiegel […]

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