Mein Auto ist tot. Getriebeschaden. Theoretisch reparabel, aber wirtschaftlich nicht sinnvoll. So sagen die Fachleute. Das macht mich traurig.
Mein Auto ist, oder war, mein erster irgendwie finanzierter Neuwagen, der mich, seit ich ihn 1999 gekauft habe, zuverlässigst mehrfach quer durch Europa gebracht hat. Und ich ihn.
Wir waren zusammen in Portugal. Oft. Sind durch Frankreich gerollt und haben gemeinsam erfahren, wie lang dieses Land ist, wenn man es von Norden nach Süden durchquert. Beim ersten Mal sind wir auf gebührenpflichtigen Autobahnen durchgebrettert und haben uns diese debile Reiseplanung mit Maut vergoldet. Nur um zu erkennen, dass Spanien noch eine Spur länger ist. Der erste gemeinsame Trip dauerte 27 Stunden – für 2900 Kilometer.
Nach diesem Trip habe ich drei Nächte nicht schlafen können – die Tage auch nicht – weil ich das Gefühl des Fahrens nicht aus der Birne bekommen habe. Ich habe daraus gelernt und bin all die darauffolgenden Jahre mit mehr und mehr Unterbrechungen gefahren, bis hin zum Campingurlaub nach spätestens sechs Stunden Fahrt. Und just in diesem Moment, als alles Fahren zur Reise, zum Erfahren wurde, gibt diese verkackte Karre ihren Geist auf.
Ich wünschte ich könnte davon berichten, wie wunderbar unsere letzte gemeinsame Rückfahrt aus Portugal war, wie schön die Abende auf den hinreißenden Campingplätzen – drei an der Zahl – allein in Frankreich sich gestalteten – alles verschwindet, wobei, drauf geschissen, die letzte Fahrt war toll! Außerordentlich toll.
Liebes Auto: Du warst mir auf allen Reisen ein zuverlässiger Begleiter. Ein schneller Fels in der Brandung böswilligen Verkehrs. Dass nach 210000 Kilometern Schluss sein soll, habe ich mir nicht gewünscht, aber da du so einzigartig tapfer und zuverlässig warst, will ich unserem Abschied nicht im Wege stehen… und loslassen. Schnüff.
Du wirst mir fehlen, aber ein neues, statt deiner, will ich auch nicht. Ich mach lieber einen auf „ich brauch kein Auto“. Ich hoffe, das ist auch in deinem Sinne.
Farewell!
Autor von „Willkommen im Meer“ und „Krumme Dinger“, Netzmensch und Familienvater aus Oldenburg. Douglas-Adams-Fan. Nach einem schweren Schlaganfall im Mai 2015 Aphasiker auf dem Weg der Besserung.
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