In den vergangenen Wochen war es ziemlich ruhig hier im Blog, was unter anderem daran liegt, dass Kai inzwischen ziemlich beschäftigt ist. Wenn er keine Therapien hat, dann besucht er Konzerte oder Lesungen oder Freunde und Familie, oder ist in seiner Funktion für den Aphasieverband unterwegs. Zusätzlich hilft er derzeit auch noch zwei Schülerinnen der Berufsfachschule für Logopädie in Oldenburg, die für ihre Abschlussarbeit ein Therapiematerial evaluieren sollen. Testperson: Kai.
„Es geht dabei um Satzaufbau“, erklärt mir Hannah Stebel, Einrichtungsleiterin der Berufsfachschule. Die beiden Schülerinnen müssen über einen Zeitraum von mehreren Wochen immer dieselben Aufgaben mit Kai machen, um herauszufinden, ob das dafür genutzte Therapiematerial praxisgeeignet ist, oder nicht. Denn nur weil man etwas immer wieder übt, heißt das bei Aphasie nicht unbedingt, dass es funktioniert. „Kai macht sich aber richtig gut“, freut sich Hannah. Und Kai tut es für die Schülerinnen gern, auch wenn es für ihn als Freigeist nicht so interessant ist, wenn er immer wieder dasselbe machen soll. Geübt werden Relativsätze (Ich sehe den Mann, den der Hund gebissen hat.), Passivsätze (Ich sehe den Mann, der vom Hund gebissen wurde.) und Wen-Fragen (Wen hat der Hund gebissen?). Noch ein paar Sitzungen liegen vor Kai, dann ist es geschafft.
In der regulären Logopädie geht es derweil Schritt für Schritt mit Lesen und Schreiben voran, so dass Kai sich inzwischen eher mal mit einem Buch zurückzieht als sich vor den Fernseher zu setzen. Als ich im September an einer seiner Logopädiesitzungen teilnehmen durfte, war ich platt, wie gut das schon funktioniert. Allerdings liest Kai nicht nach Buchstaben und Lauten, so wie es die meisten in der Schule gelernt haben. Er hat sich als Kind das Lesen selbst beigebracht, indem er das Gesamtblid von Worten betrachtete. Das macht es jetzt natürlich schwierig, wenn das Wiedererlernen auf dem Zuordnen von Lauten zu Buchstaben basiert. Aber es läuft!
Nachtrag: Und jetzt ist es zum ersten Mal passiert, dass Kai mich auf einen Tippfehler in diesem Artikel aufmerksam gemacht hat, als er ihn zum Absegnen gelesen hat! Es geht immer weiter voran! 🙂
Wie schon in meinem Blog beschrieben, war ich im September eine Woche lang bei Kai. Im Oktober war Kai dann wieder ein paar Tage bei uns, da wir schon vor ein paar Monaten Karten für das Branduardi-Konzert in Köln gekauft hatten. Kai und Thomas haben sich beim Karten besorgen ein paar Tage vorher in Köln noch halb verlaufen und nach dem Konzert streifte unser Auto leider im Parkhaus eine Säule… Aber das Konzert war gigantisch und auch die sonstigen Tage in Bonn dank tollem Spätherbstwetter richtig schön. Zum Schluss noch ein paar Fotos, die Kai bei seinem Besuch gemacht hat:
Titelfoto © Annette Schwindt
Fotogalerie © Kai-Eric Fitzner
macht beruflich was mit Kommunikation. Seit Anfang 2017 Kais Chronistin hier im Blog und Organisatorin von #einRadfuerKai. Bildet seitdem mit Kai und ihrem Mann Thomas #teamsutsche. Bloggt privat auf
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