Und dann hatten wir plötzlich einen Abend für uns. Ohne Kinder. Und wir wollten essen gehen. Und ich wusste genau wohin. Aber ich wusste nicht, wie ich es der Holden sagen sollte. Denn auserkoren hatte ich ein Restaurant, das mir bereits aus der Ferne beim bloßen Lesen, was es dort so alles gab, den Mund wässrig werden ließ. Warum also nicht meiner Angetrauten sagen? Nun, es handelte sich um David Changs Momofuku Ssäm Bar, einem Tempel für Liebhaber von den schönsten Dingen, die das liebe Schwein so zu bieten hat. Und obwohl ich weiß, dass meine liebe Frau Schmackhaftes auch vom Schwein zu schätzen weiß, schätzte ich ihr Misstrauen gegenüber einem Schweinebauch- und -ohrenrestaurant hoch ein. Zu Recht.
Der freundliche Service wies uns diesmal zur großen Verwunderung aller Beteiligten – auch des Maitre d‘ – sofort einen Platz, wenn es uns denn nichts ausmachte, an einem Tisch Platz zu nehmen, der bereits von einigen Schweinejüngern besetzt – Occupy Pig Temple war das auch in die Gesichter dieser strahlenden Verheißungserfüllungssucher eingebrannte Motto. Und Verheißungserfüllung gab es satt.
Vom ebenso sachkundigen wie zuvorkommenden Kellner/Waiter/Service-Mann angeleitet, suchten wir uns fünf schicke Speisen aus, durch die wir uns wonnevoll hindurchfutterten. Steamed Buns, das umwerfende Markenzeichen der Momofuku-Unternehmunggedämpfte Hefeteigbrötchen mit butterzartem Schweinebauch, Hoisinsauce, kurz angemachten Gurken und frischen Frühlingszwiebeln; Fuji Apple Kimchi mit Ruccola, einer leichten Ahorn-Joghurt-Sauerei und knusprigem Speck; knusprige Schweineohren mit yuzukosho, Tomatillos und Thai Basilikum; gegrillter Oktopus auf spanische Art mit Pinienkernen, schwarzen Oliven und Sellerie; und zum Abschluss gab es die Barbecue-Variante der himmlischen Steamed Buns, mit dem zarten Schweinebauch mariniert und außen knusprig, dazu etwas angemachtes Kraut und einen Hauch von geräucherter Mayonnaise – es klingt leckerer als das Original, ist es aber nicht. Aber das ist schon Gekrittel auf hohem Niveau. Auf sehr hohem Niveau.
Momofuku Ssäm Bar
207 2nd Ave
New York, NY 10003
212-254-3500
Autor von „Willkommen im Meer“ und „Krumme Dinger“, Netzmensch und Familienvater aus Oldenburg. Douglas-Adams-Fan. Nach einem schweren Schlaganfall im Mai 2015 Aphasiker auf dem Weg der Besserung.
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