Heute ist kein schöner Tag zum Schreiben. Zu furchtbar waren die Erlebnisse, die es zu beschreiben gilt. Und voller Zorn zu schreiben ist selten eine gute Idee. Aber leider war das Gespräch, welches diesen Tag so gräulich tünchte, auch schon keine gute Idee, weshalb der Hauch der Hoffnung auf ein besseres Nicht-mehr-Heute nachvollziehbar sein müsste.
Verwirrt? Irritiert?
Bin ich auch. Aber ich erkläre mich… jetzt!
Als dieser Blog noch jung, oder besser noch: nicht existent war, erlaubte ich mir die Bemerkung, dass ich mit diesem unserem Schulsystem nicht einverstanden sei. Ich salbaderte über mangelnde Bereitschaft, unseren Kindern beibringen zu wollen, wie man miteinander respektvoll umgeht und sich auf die Suche nach einer gemeinsamen Perspektive begibt.
Aber leider liest ja kaum jemand, was ich so schreibe. Vor allem die Leute nicht, denen es sehr gut zu Gesicht stünde, ihr Dasein in der einen oder anderen Form zu reflektieren. Ich spreche natürlich von den Lehrern meiner Kinder.
Von jenen Lehrern, die geifernd und schreiend, gerade heute, von mir jene Sachlichkeit einfordern wollten, die sie schon lange nicht mehr zu liefern imstande sind. Die nach der ersten kritischen Note im Gespräch säuerlich beleidigt sich einkapselnd pöbelten, mit einem (mir) sei ja gar nicht zu reden, weil man ja sofort ‚dicht mache‘, und dabei doch nur sich selbst meinten. Die mir nahelegten, mein Kind müsse um seiner eigenen glorreichen Zukunft Willen die Schule wechseln, weil es auf dieser hier keine gäbe, mit der sie sich abfinden könnten. Die jede Nachfrage als Versuch einer Demontage ihrer Persönlichkeit, oder was davon noch übrig sein mag, verstehen wollten. Und die dabei nicht im Ansatz begreifen mögen, dass sie ebenso Opfer eines alles Gute zerstörenden Bildungssystems sind wie ihre Schutzbefohlenen.
Was aber kann ich tun?
Ich sitze hier auf meiner kleinen Terrasse in einer lauen Sommernacht, und überlege, wie ich diese Welten zusammenbringen kann. Und ich merke dabei, dass es mir sehr schwer fällt nachzuvollziehen, warum irgendwer meint, sein primärer Auftrag sei es, mein Kind – oder das eines Anderen – bewerten zu müssen.
Diese Aussage kratzt einfach an meiner – zugegebenermaßen utopischen – Illusion, es ginge in der Schule primär um die kleinen Menschen, die wir zum Lernen dorthin schicken.
Egal – der Tag war dennoch schön.
Autor von „Willkommen im Meer“ und „Krumme Dinger“, Netzmensch und Familienvater aus Oldenburg. Douglas-Adams-Fan. Nach einem schweren Schlaganfall im Mai 2015 Aphasiker auf dem Weg der Besserung.
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