Leben und Sterben in Limburg/Lahn

Heute gibt’s ein wenig Lyrik, weil ich zu aufgewühlt bin, um mich mit den Vorschlägen des französischen Präsidentendarstellers zur Kontrolle des Internets zu beschäftigen. Dazu kommen wir dann später.

I – Frühling

Ich stand in Limburg an der Lahn,
tropfnass im Eingang einer Pinte
– verfluchend jenen Wettermann,
der mich gefoppt mit seiner Finte –
wo ich Helene gleich erblickte,
die ohne männliche Begleitung
im Wirtshaus las in einer Zeitung,
anstatt dass sie daheim was strickte.
Fromm war sie nicht, das sah ich gleich,
vom Nachtleben die Haut ganz bleich,
doch Augen wie ein scheues Reh
im Blendlicht eines LKW.
Sie lächelte, ich tat es auch,
ein wohliges Gefühl im Bauch.

II – Sommer

Ein dampfender, grün-schwarzer Kloß,
entsprungen eines Schäfchens Schoß,
platziert auf unsrer Decke Saum
beim Picknick unterm Lindenbaum,
als wir uns wälzten dort im Saft
jung sommerlicher Leidenschaft,
blieb teils in deinen Haaren kleben,
vergangenes wie neues Leben.
Mir war, als hört‘ ich Gräser sprießen
als wir die Decke drauf verließen,
und düngend auf die Wiese rollten,
dort Schafschoßrest verteilen wollten,
bis schließlich jener Maulwurf platt
herumlag, wie vom Dungduft matt,
den wir im Taumel übersah’n
beim Käsefest in Limburg/Lahn.

III – Herbst

Manches Mal frag‘ ich: War’s ein Traum?
Wir zwei dort unterm Lindenbaum.
Die Leiber zitternd noch umschlungen,
Die wilde Lust war just verklungen,
Der Maulwurf auf dem Weg ins Reich
Der Toten, und du, totenbleich,
Mich fragtest, falls in deinem Leib
Ein Kindlein, Meins! Gestalt annähme,
Seit Wochen schon, durchtrieb’nes Weib!
Ob ich mich darob furchtbar gräme?
Weil ich doch dieses Kind, bedenke!
Unwissend dem Verlobten schenke.

IV – Winter

Wie wüst meine Gefühle tobten,
Seit der Erwähnung des Verlobten.
Das kleine Blag, Frucht meiner Lenden,
Soll dieser Mann fortan verblenden?
Du findest mein Verhalten kleinlich?
Die Lackkratzer am Auto peinlich?
Nun, die zerstoch’nen Fahrradreifen
Konnt‘ ich mir wirklich nicht verkneifen
Doch trifft es dich? Ich fürchte, nein!
Drum soll dies meine Rache sein:
Ein gar makabres Manifest,
Dazu für den Verlobten, Pest!
Ab in die Küche, auf das Gas,
Die Klappe auf, wie findste das?!
Den Kopf hinein und der bleibt drin
Bis ich eingeschlafen bin.

 


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