Der Kragenbär vom Nordwestradio

Soll man einen politischen Kommentar, der einem das Recht der Teilnahme an einer Demokratie absprechen möchte, überhaupt eines Blickes würdigen? Kann man das überhaupt, wenn er im Radio gesendet wurde? Noch dazu im Spartensender Nordwestradio? Da gibt es einen „rasenden Reporter“ (eigene Aussage) namens René Möller, der Kommentare macht, wenn ihm „mal der Kragen geplatzt ist“. Zum Beweis dafür gibt es ein Foto ohne Kragen auf der Senderhomepage. (Es gibt zum Glück noch ein Foto von direkt vor der Kragenplatzung hier. Man sieht es bereits rumoren.) 

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Pisa Bolognese – Neue Wege in den Abgrund

Deutschland verblödet, da gibt es kein Vertun, das haben wir schriftlich. Was wir aber nicht schriftlich haben ist, warum Deutschland verblödet. Klar, diversen Bundespräsis ruckt es zu wenig in den Kuschelecken unserer Schulen, oder es gibt zu wenig deutschsprachigen Islam-Unterricht. Aber das war ja früher nicht anders, als wir noch die Bildungselite dieses Sonnensystems produzierten. In den Schulen hat sich seither nichts geändert, folglich müssen die Probleme andernorts zu finden sein, wo Kindern Bildung widerfährt, nämlich Zuhause.

Ein besonders einschneidender Moment in der Kinderaufzucht ist jener Zeitpunkt, an dem das Kind seinem aktiven Wortschatz die Vokabeln ›wieso‹, ›weshalb‹, ›warum‹ hinzufügt, denn dann wird gefragt, bis der Gefragte klein beigibt. Hier werden die Weichen für zukünftiges Forschungsverhalten des Kindes gestellt, denn wir wissen aus zuverlässigen Quellen, die aus Gründen des Datenschutzes an dieser Stelle nicht genannt werden wollen, dass Kinder situativ lernen und ihre Lernstrategie anhand ihrer Erfolge wie auch Misserfolge anpassen. Aus der PISA-Studie der OECD wissen wir aber auch, dass deutsche Kinder in ihren Anpassungsstrategien international hinterherhinken. Daher ist es an der Zeit, diese Defizite anhand des folgenden Beispieldialogs zu untersuchen. In diesem Szenario unterhält sich ein zunächst geschlechtsloses Elternteil mit einem ebenso geschlechtslosen Kind im Kindergartenalter.

»Du musst jetzt ins Bett.« – »Warum?« – »Es ist schon spät.« – »Wieso?«

Hier verläuft in der Regel der erste Kommunikationsbruch, weil dieser Sachverhalt auf die Schnelle nicht kindgerecht zu erklären ist. Also geht’s einfach irgendwie weiter:

»Du musst morgen wieder früh raus.« – »Warum?« – »Weil Kindergarten ist.« – »Warum?« – »Weil morgen Dienstag ist.« – »Warum?« – Weil heute Montag ist und der Tag nach dem Montag nun einmal Dienstag heisst.« – »Warum?«

Und ehe man sich’s versieht hat man eine Diskussion über Sprachgeschichte am Hals, ein äußerst undankbares Thema, wenn man Vierjährige ins Bett bringen möchte.

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Gefahr von links

Beim Durchforsten meines Blogs stieß ich gerade auf diese kleine Maiglosse aus dem Januar 2011. Damals dachte man noch an Johnny Depp wenn jemand Pirat sagte und die FDP saß noch in frisch gewählten Regierungen. Darum ist das Glõsschen schon ein wenig schal, aber zum 1. Mai kann man sowas schon mal rausgeben.

Aus Parteipolitik wollte ich mich ja eigentlich heraushalten und auf den kollektiven Politkerbashingzug aufzuspringen bereitet mir ebenfalls Unbehagen. Aber ich spüre hier meine historische Verantwortung all jenen gegenüber, die bei Wahlen irgendwo ihr Kreuzchen machen, in der Hoffnung, irgendein Arsch werde ihre persönlichen, von Eigensinn befeuerten Schrullen schon bedienen. „Die ander’n kannste ja auch alle nicht wählen“, sagen sie dann und haben dabei leider nicht mal so ganz Unrecht. Seit der Wählerschaft mehr und mehr dämmert, dass die Parteien keine politischen Visionen haben und, wenn man Altkanzler Schmidt glauben darf, auch nie gehabt haben, lässt es sich leichter auf die Hausierer eingehen, die uns Partikularinteressen als einzig erfolgsverheißende gesellschaftliche Umwälzpumpe verkaufen wollen.

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Ein Schatzkartenschatz-Markierungskreuz für eine Zeitkapsel

Kunst am Menschen

Obacht: dieser Text ist von 2004 und erhebt daher keinen Anspruch auf Tagesaktualität. Aber er ist weitgehend zeitlos und daher auch heute noch lesbar.

Es soll ja Menschen geben, die, wenn nach dem Inbegriff von Romantik befragt, von Gitarrenbegleiteten Nächten an Lagefeuern auf Jugendfreizeiten berichten. Diesen Menschen muss man ihren Irrtum erklären, denn es ist nämlich überhaupt nichts Romantisches an einem verqualmten Singkreis. Oft wird da was verwechselt, wie z.B. der vom Gesang verursachte Fluchtversuch zu zweit, der dann zu innigen Momentan romantischen Ansatzes führen kann. In diesem Fall ist aber an dem Lagerfeuer rein gar nichts Romantisches zu finden, sondern das Gegenteil. Aber was ist das Gegenteil von Romantik? Gotik? Sind Lagerfeuer gotisch? Egal, jedenfalls nicht romantisch.

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Wir werden alle sterben…

Is the person in this picture your friend Miyamoto Musashi?

Die Erde ist gerade dabei ihre Umlaufbahn zu verlassen, um sich in die Sonne zu stürzen. Ich spüre das ganz deutlich schon seit Längerem, aber Gewissheit habe ich erst seit heute: Facebook hat den Endsieg gegen die Privatsphäre errungen, indem es uns alle zu willenlosen Vorschlags-Taggern macht. Nachzulesen ist das hier oder hier oder, deutlich reflektierter und darum empfohlen, hier. Ich bin empört und verurteile aufs Schärfste, dass da jemand etwas tut, was mit den Einzelheiten meiner Privatsphäre, die ich ihm selber täglich mitteile, zu tun hat. Schlimm ist das. Pfui. Schande über dich, Facebook, verflucht seist du und deine Nachkommen.

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Senhor Bin Laden

Die Welt vor und in 50 Jahren

Es ist an der Zeit, einen abenteuerlichen, wenn nicht gar unpopulären Essay, in dem dargelegt wird, warum Osama Bin Laden zu exekutieren genau so Scheiße ist wie José Mourinho gut zu finden, zu verfassen. Ich erkläre mich hiermit bereit und lege mal los.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich fand Osama Bin Laden nicht ansatzweise okay, noch fand oder finde ich okay, was er so alles verbrochen hat. Auch scheint mir plausibel, dass er, nachdem er es ja wohl in aller Öffentlichkeit zugegeben hat, tatsächlich für die Gräueltaten vom 11. September 2001 verantwortlich zeichnet (es sei denn, er hat es auch erst im Fernsehen mitbekommen und vor Freude in die Patschehändchen geklatscht, bevor er sein Kamerakind herbeirief.) Ich wohnte krankheitsbedingt der Fernsehliveübertragung an jenem Tag bei und begann damals schon zu grübeln, ob sich daraus etwas Gutes für die Zukunft ableiten lassen können würde. Den Gedanken verwarf ich aber schnell wieder, spätestens nach der Ansprache von Johnny Walker Bush, in der es darum ging, dass die Afghanen dem Westen die Freiheit neideten und ihn deswegen überfielen. Ich will an dieser Stelle darauf verzichten zu belegen, warum der auch in Fankreisen als leicht schwachsinnig wahrgenommene Ex-Präsi der US of A sich in Register und Wahrheit vergriffen hat und verweise auf die Schriften Noam Chomsky’s zu diesem Thema. (Mir ist übrigens zu Ohren gekommen, es gebe Leute auf diesem Planeten, die Noam Chomsky unterstellen, nicht ganz richtig im Kopf zu sein. Die Vorstellung, so jemandem zu begegnen, empfinde ich als atemberaubend peinlich).

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#undercover @re:publica XI – 2

Der König mit der roten Krone

Im Nordwesten der Republik dämmert ein wunderschöner Tag heran, in Berlin begrüßt mich grauer Regen, der den Schmutz auf den Straßen gerechter zu verteilen sucht, wie es sich für eine Hauptstadt gehört. Gewaltige Schlangen bei der Akkreditierung im Friedrichsstadtpalast, das WLAN ebenso hoffnungslos überbucht wie UMTS, Namensschilder müssen noch per Stift (!) um das Twitter-Pseudonym ergänzt werden – die digitale Gesellschaft schwelgt in Nostalgie und leidet fröhlich unter der technologischen Unterversorgung durch die Kommunikationsgiganten (wie viel Geld haben die noch gleich für die UMTS-Frequenzen rausgeworfen? Nur damit gerade mal das Einchecken über foursquare funktioniert?). So nimmt es nicht Wunder, dass der Netizen in mir eine bissige Anamnese der Inkongruenz zwischen den Wahnvorstellungen des Marketing und der tristen Wahrheit des mobilen Zeitalters erwartet. Was stattdessen kommt, lässt mich ratlos zurück: ein Vortrag zu Design Thinking! „Design ist zu wichtig, um es Designern zu überlassen“, sagt der vortragende Designer. Das hat die Wucht und Präzision, als würde Sigmar Gabriel sagen, Politik sei zu wichtig, um sie Politikern zu überlassen. Oder unser Sonnensystem sei zu wichtig, um es der Sonne zu überlassen. Das könnte George W. Bush gesagt haben. Weiß ich aber nicht genau. Ist auch egal.

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#undercover @re:publica XI – 1

Wo die Medienfröschlein wohnen...

Wenn man ganz kurzfristig ein Ticket für eine Veranstaltung bekommt, von der man so im Großen und Ganzen eher noch gar nichts mitbekommen hat, außer der Berichterstattung der latent überforderten Endzeitmedien, dass es sich um das Treffen einer Gruppe Verrückter handele, die einmal im Jahr gen Berlin pilgern – so sie denn nicht ohnehin zur Digital Bohème zählen, die dort ja exklusiv ansässig ist – um ihrem Guru zu huldigen, dann sollte man sich besser informieren und sich medial auf ein nicht allzu peinliches Niveau hieven.

Was gehen da bloß für Leute hin und wer ist dieser eigenartige Mann mit der Oberlippenmatte und der befremdlichen Anbiederungsfrisur, den man für den Anführer dieser Leute hält und über den der SPIEGEL so gerne schreibt? Dass der Sascha Lobo genannt werden möchte, habe ich schon mitbekommen, auch, dass er ständig von den Endzeitmedien zu allen möglichen das Internet betreffenden Dingen verhört wird, wohl weil die Medienfröschlein ihn sich wegen seiner markanten Frisur besonders gut merken können. Ich habe einmal ein Interview mit ihm auf Funkhaus Europa gehört, wo er irgendwas über Facebook erzählt hat, im Sinne von, dass es da auch Fake gebe, weswegen das aber trotzdem ein Marketing-Instrument sein könnte, oder so ähnlich. Vielleicht ging’s auch um Ägypten – ich hab nicht richtig zugehört. Aber ich mochte seine Stimme. Die hatte ein recht angenehmes Timbre.

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